Wissenswertes2023-11-02T18:33:06+01:00

Wissenswertes

Kennen Sie das? Sie wissen genau, wo das Problem sitzt bzw. was hinter dem Problem steckt. Sie analysieren vielleicht schon seit Jahren, was Sie anders machen können, sollten, würden. Das, was sich dann logisch und vernünftig anhört, entpuppt sich in der Praxis allerdings als eine vielfache Inszenierung des Scheiterns, zumindest bleibt das Meiste beim Alten und das Positive auf der Strecke.

Nach den Erkenntnissen der neurobiologischen Forschung steckt dahinter der Mechanismus der Neurozeption, der ganz ohne Bewusstsein anhand verschiedener Anzeichen Gefahren der Umgebung beurteilt. Das wiederum schlägt sich in unterschiedlichen physiologischen Reaktionen nieder. Manchmal möchte man nur noch weg aus der Situation, ein anderes Mal fühlt man sich sprachlos und wie gelähmt oder wir laufen Gefahr durch eine geballte Ladung Wut die Kontrolle zu verlieren. Das bedeutet, dass man in diesem Moment keinen Zugriff mehr auf regulierende Möglichkeiten hat, Denken und Wahrnehmung eingeschränkt sind. Man nennt das Überlebensstrategien. Diese können Sie sich als die Autobahnen in Ihrem Nervensystem vorstellen.

Heilpraktikerin Grünert

Sie wollen gelassen bleiben und nur Ihre Meinung mitteilen? Ein Seitenblick, ein falsches Wort, ein bisschen Gegenwind und Sie spüren, wie fremde Mächte von Ihnen Besitz ergreifen und Sie von einer Welle emotionaler Entfesselung überflutet werden? Dann wissen Sie jetzt, dass Sie gerade mit Volldampf auf so eine Autobahn aufgefahren sind.

Nicht mit dem Kopf allein

Heilpraktikerin Grünert

In der Behandlung können Sie den Veränderungsprozessen im Körper nachspüren und das eigene Gewahrwerden schulen. Was passiert in unterschiedlichen Situationen eigentlich in meinem Körper? Wo nehme ich Stress in mir wahr? Welche Körperempfindungen machen sich bemerkbar?

Wodurch gerate ich dabei aus meinem Stress-Toleranz-Fenster? Bei vielen Menschen ist das Ganze eher nur ein schmaler Spalt als ein weit geöffneter Flügel. Das hat meistens etwas damit zu tun, dass durch traumatische Erfahrungen die Welt als ein grundsätzlich eher unsicherer Ort erscheint. Das erzeugt Angst, Misstrauen und Verzagtheit.

Heilung über den Körper

Auf Grundlage der Polyvagaltheorie lässt sich nochmal auf einfache und klare Weise erklären, dass es sich bei allen psychischen Leiden auch um eine Störung im Autonomen Nervensystem handelt. Die Berücksichtigung dieser Tatsache ist insofern außerordentlich, weil die meisten therapeutischen Ansätze diese grundlegende Annahme nicht teilen, sondern nur von wechselseitigen Beeinflussungen von Körper, Emotionen und Verstand ausgehen. Die Polyvagaltheorie stellt die Priorität einer gestörten informellen Verarbeitung im Nervensystem als Ursache emotionaler und kognitiver Leiden durch frühzeitige traumatische Fehlentwicklungen in den Vordergrund.

Der etwas andere Therapieprozess

Heilpraktikerin Grünert

In meiner Arbeit hören Sie ganz häufig eine dieser Fragen: Wie geht es Ihnen in Ihrem Körper? Was spüren Sie in diesem oder jenen Bereich? Was geht gerade in Ihnen vor? Welche Veränderung bemerken Sie jetzt?
Einige Patienten werden ein wenig brauchen, sich für ihren Körper zu öffnen, andere tauchen leichter in diese Innenschau ein und finden schneller Worte. Warum ist das manchmal so schwer? Die Antwort ist simpel: Wir haben es schlicht verlernt.

Die Polyvagaltheorie

An dieser Stelle möchte ich einen von mir häufig gebrauchten Begriff und gleichzeitig die darauf aufbauende Theorie als Grundlage meiner eigenen Arbeit näher beleuchten.
Die Polyvagaltheorie beschreibt in der Psychologie ein Modell – entwickelt von dem amerikanischen Psychologen Steven Porges, welches auf evolutionsbiologischer Grundlage erklärt, wie sich prägende Muster, sogenannte Überlebensstrategien in unserem Nervensystem als Folge früh erlebter Verunsicherung durch emotionale oder physische Gewalt ausformen konnten. Dieses Erleben kann auf tiefer Ebene verunsichern und wirkt sich auf die Ausprägung des Selbstwertgefühls und die Entwicklung der eigenen Identität aus. Um es einfach zu sagen, fehlende Fürsorge und Wohlwollen, sprich fehlende emotionale Sicherheit hinterlässt eine Wunde in unserem Körper, genauer gesagt im Autonome Nervensystem, die in bestimmten Situationen Reaktionen hervorruft, die eventuell unangemessen und zum Teil überschießend sind. Gefühle schießen ein, der Körper reagiert stresstypisch und macht das Umschalten auf ruhigere Verhaltensweisen nahezu unmöglich.

Exkurs: Von der normalen Gewalt

Ich möchte Sie hier für dieses Thema sensibilisieren und bewusster machen, dass es sehr subtile Formen von Gewalt gibt, die manchmal als solche immer noch nicht etikettiert werden. Für ein respektierendes und wertschätzendes Miteinander ist es wichtig, aufmerksam und skeptisch gegenüber häufig noch gesellschaftlich tolerierten, aber dennoch unwürdigen Umgangsformen zu sein und die eigene Sensibilität diesbezüglich zu erhöhen, um genau dort Gewalt zu benennen und damit bewusst zu machen, wo es am wichtigsten ist, nämlich gegenüber Kindern, Kranken, Minderheiten und Andersdenkenden.

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